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Es war keine leichte Geburt. Österreichs Molkereilandschaft war 1994, kurz vor dem EU-Beitritt noch immer sehr kleinteilig organisiert. Das gemeinsame Vermarktungsdach, die Austria Milch- und Fleischvermarktungsgenossenschaft (AMF) hatte nur kurz Bestand. Der Versuch die Vermarktungsaktivitäten der Milch- und Fleischbranche in Österreich zu bündeln war nicht erfolgreich. |
Sechs Molkereiunternehmen
Vor diesem Hintergrund entschieden sechs österreichische Molkereien, im Bauerneigentum dennoch gemeinsam weiter zu machen. Diesmal ganzheitlich. Nicht nur die Vermarktung wollte man gemeinsam angehen, ein eigenständiges Molkereiunternehmen sollte entstehen: die Berglandmilch war geboren. Die Molkereien Schärdinger Landmolkerei, Linzer Molkerei, Milchunion Alpenvorland (allesamt OÖ), Molkerei Im Mostviertel (NÖ), Milchverarbeitung Desserta (Stmk. und Bgld.) und die Bäuerliche Milchunion Kärnten brachten ihre 27 Betriebsstandorte in das gemeinsame Unternehmen ein und kauften die Markenrechte der Milchprodukte aus der AMF zurück. Das alles kostete viel Geld, der Start war holprig. Restrukturierungsmaßnahmen wurden eingeleitet, 20 Molkereistandorte mussten geschlossen werden, die übrigen wurden modernisiert.
Vielen Milchbauern und ihren Funktionären erschien das Projekt „Berglandmilch“ riskant. Nach Jahren der Konsolidierung schlossen sich dann aber weitere Unternehmen, welche noch im bäuerlichen Eigentum standen, der Berglandmilch an. Nach den Rottaler Milchwerken aus Bayern, dann auch die Landfrisch Molkerei aus Wels sowie die Tirol Milch und der starke Regionalmarkenproduzent Stainzer Milch.
30 Jahre Berglandmilch
“Die Gründung der Berglandmilch war mutig und richtig. Nach 30 Jahren können wir mit Fug und Recht behaupten, unsere Gründungsväter haben die Zeichen der Zeit erkannt.”, erklärt Geschäftsführer DI Josef Braunshofer. Vieles hat sich in den letzten 30 Jahren verändert. Die Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln sind zunehmend herausfordernder geworden. Neben Geschmack und Qualität sind auch Themen wie Nachhaltigkeit und Tierwohl wichtige Kaufkriterien geworden. Die Vermarktung der Lebensmittel ist stark international. Produkte aus vielen Ländern finden sich in den heimischen Regalen und umgekehrt wird auch österreichische Qualität in vielen Ländern gerne nachgefragt.
Noch zur Jahrtausendwende exportierte Berglandmilch in nur 13 Länder Milchprodukte und ein Großteil, nämlich knapp 80% der Exporte gingen nach Deutschland. Im Jahr 2023 lieferte Berglandmilch in 50 Länder der Welt. Deutschland ist nach wie vor der wichtigste Exportmarkt, aber daneben liefert man erfolgreich in viele weitere Destination von Guatemala bis Vietnam, vom Vatikan bis Israel und Senegal.
Facts & Figures
Der Umsatz der Berglandmilch erhöhte sich von 340 Mio. Euro im Jahr 1995 auf 1.280 Mio. Euro im Jahr 2023. Und auch die angelieferte Milchmenge der bäuerlichen Eigentümer erhöhte sich von 680 Mio. Liter auf über 1.300 Mio. Liter. Die Effizienzsteigerungen in der Milchwirtschaft fanden in den letzten 30 Jahren nicht nur in den Molkereien statt. Auch die Milchbäuerinnen und Milchbauern spezialisierten sich und liefern heute jährlich durchschnittlich 150.000 Liter Milch je Bauernhof. Das ist international zwar noch immer sehr wenig, aber fünfmal mehr als noch 1995, als nur 30.140 Liter Milch je Milchviehbetrieb und Jahr produziert wurden.
Und auch die Berglandmilch-Bäuerinnen und Bauern gelten mit ihrer nachhaltigen Wirtschaftsweise als zukunftsweisend in Europa. Sie wirtschaften regional, verzichten auf Futtermittel aus Übersee und Trocken-Milchaustauscher für Kälber. Sie setzen auf gentechnikfreie Futtermittel und verzichten auf Glyphosat. Das
Bekenntnis zu Tierwohl wird mit der lückenlosen Einführung des AMA-Standards Tierhaltung+ sichtbar und für die Milchbäuerinnen und Milchbauern mit einem Tierwohlbonus honoriert. [mst]
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