© Michael Strausz |
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Das Leopold Museum zeigt erstmals in Österreich eine Ausstellung mit 150 Exponaten zur deutschen Sachlichkeit der 1920er- und 1930er Jahren. Die Kunstrichtung "Neue Sachlichkeit" geht auf eine gleichnamige Ausstellung von Gustav Hartlaub in der Kunsthalle Mannheim im Jahr 1925 zurück. Zu sehen sind 47 Künstler wie Max Beckmann, Otto Dix, George Grosz, Lotte Laserstein, Christian Schad, Felix Nussbaum u.v.m. |
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Nachwehen des 1. Weltkrieges
"Innerhalb der Neuen Sachlichkeit gab es zwei Strömungen: eine politisch ausgerichtete linke, die durch Zivilisationskritik und einem kritischen Verismus geprägt war sowie eine rechte, die durch klassizistische-neuromantische Tendenzen gekennzeichnet war", erklärte Hans-Peter Wipplinger, Kurator der Ausstellung und Direktor des Leopold Museums bei einem Presserundgang.
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Nach den physischen und psychischen Zurichtungen und abgründigen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, in dem mehr als neun Millionen Menschen den Tod fanden und der über zwanzig Millionen Verwundete hinterließ, verlangte die Kunst nach einer neuen Darstellung der Wirklichkeit. Resignation, Anklage und unbeschreibliches Elend auf der einen, Hoffnung, Sehnsüchte und aufkommende Lebenslust der sogenannten „Goldenen Zwanzigerjahre“ auf der anderen Seite sollten dieses Epochenphänomen auf eine neue Weise beschreiben: unsentimental, nüchtern, konkret und puristisch; kurz: auf eine sachlich realistische Art. Damit stand die Neue Sachlichkeit im Gegensatz zu und nicht zuletzt als Reaktion auf einen pathoserfüllten, illusionistischen Expressionismus, der nicht in der Lage war, die geistige und politische Krisensituation bzw. deren Wirklichkeit zu protokollieren.
13 Themenbereiche
Ausgangspunkt der Schau, bildet die Verarbeitung der Kriegserfahrungen (Das Gesicht des Krieges). Künstler wie Dix, Grosz oder Rudolf Schlichter prangerten jene an, welche aus der Not der Kriegsjahre finanzielle Vorteile zogen. Im nächsten Saal folgte ein Tanz auf dem Vulkan, eine wirtschaftlich und kulturelle Aufbruchsstimmung Mitte der 1920er-Jahre. Weiter geht es mit Lust, Begierde und Schattenseiten des Lebens, über die emanzipierte Frau, Menschenbilder, Mensch-Industrie-Technik bis zum Anfang vom Ende ab dem Börsenkrach von 1929. Stellvertretend für viele ermordete oder vertriebene Künstler wird Felix Nussbaum ein eigener Raum gewidmet. Sowohl er als auch seine Frau Felka fanden in Ausschwitz-Birkenau den Tod.
Neusachliches Kunstschaffen
Diese in Österreich bis dato erste umfassende Ausstellung zur deutschen Neuen Sachlichkeit schließt an die beiden im Leopold Museum präsentierten Ausstellungen Menschheitsdämmerung (2021) und Hagenbund. Von der gemäßigten zur radikalen Moderne (2022) an, die einen Fokus auf neusachliche und andere Strömungen in der österreichischen Kunst der Zwischenkriegszeit legten. Nun richtet sich der Blick auf ausgewählte Beispiele des neusachlichen Kunstschaffens in Deutschland.
Ausstellungsdaten:
Neue Sachlichkeit in Deutschland vom 24.5.-29.9. Ebene -1
149 Exponate, 95 Gemälde, 36 Grafiken, vier Skulpturen und 14 Fotografien
47 KünstlerInnen, davon acht Frauen wie Lea Grundig-Langer, Grethe Jürgens oder Käthe Kollwitz
Öffnungszeiten:
täglich außer Dienstag 10-18 Uhr
Jeden ersten Donnerstag im Monat ist zwischen 18:00-21:00 anlässlich der Porr Night das Museum bei freiem Eintritt geöffnet.
Zur Ausstellung erschien ein umfangreicher Katalog in deutscher und englischer Sprache um 39,90€, erhältlich im Leopold Museum Shop. [mst]
Link zu: Leopold Museum
© Michael Strausz
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