
© Emília Rigová |
|
Emília Rigová befasst sich in ihrem medial breit aufgefächerten Œuvre vor ihrem eigenen biografischen Hintergrund mit aktuellen Fragen zur Identität und gesellschaftlichen Rolle der Roma sowie mit deren geschichtlichen Grundlagen. Ihre Arbeiten, die auf umfangreichen Recherchen aufbauen, richten sich gegen gesellschaftliche Polarisierung und Ausgrenzung. |
von: 8.Oct 22
bis: 5.Mar 23
MUMOKStiftung Ludwig Wien Museumsplatz 1 1070 Wien, AT Tel: +43 1 525 00 Email: info ::: mumok. at http://www.mumok.atÖffnungszeiten: Di-So 10 bis 19 Uhr
Karten mit Ziel und
momentanen Standort anzeigen
|
Sie untersuchen und akzentuieren die symbiotischen Aspekte im Verhältnis von Roma und Nicht-Roma, ohne dabei historische und gegenwärtige Konfliktfelder zu verdrängen. Dies kommt auch darin zum Ausdruck, dass sich die Künstlerin seit 2012 „Bári Raklóri“ nennt und damit ein Alter Ego annimmt, das unterschiedliche Identitäten in sich vereint.
|
Diese Ausstellung verweist auf das musikalische Erbe der Roma als Ausdrucksform einer gesellschaftlichen Identität, die integraler Teil europäischer Kultur und widerständigen Lebens zugleich ist. Emília Rigová hat Noten alter Roma-Lieder aus der ganzen Welt gesammelt, in den Nachbarländern ethnomusikologische Archive besucht und so ein eigenes Archiv zusammengetragen. Daraus verwendet sie drei Lieder, die zwar in unterschiedlichen Gegenden der Slowakei gefunden wurden, letztlich aber transnationaler Natur sind. Sie wurden meist von verschiedenen ethnischen Untergruppen in unterschiedlichen Dialekten gesungen. Da sie sich auf bestimmte Ereignisse beziehen, wie zum Beispiel den Porrajmos, den Völkermord an den Roma und Sinti im Nationalsozialismus, schaffen sie in der Ausstellung einen nach wie vor brisanten historischen Kontext.
Das während der Eröffnung im Rahmen einer Performance in Stein gemeißelte walachische Volkslied „?i ?orav ?i drábara“ („Ich stehle nicht, und ich betreibe keine Wahrsagerei“) bleibt als Monument gegen die Verflüchtigung von Geschichte in der Ausstellung präsent. Da die Roma selbst über keine schriftliche Aufzeichnung ihrer Geschichte verfügen, leistet Emília Rigovás Arbeit eine Art Geschichts- und Traditionsvermittlung, die gegen das Vergessen und Verdrängen gerichtet ist. Denn so einfach die Texte dieser Lieder auch erscheinen mögen, so sind die Notenblätter mit den Roma-Texten oft die einzigen historischen Quellen, aus denen sich etwas über spezifische Roma-Dialekte einer bestimmten Region erfahren lässt.
Betritt man die Schau, so begibt man sich in ein Ambiente aus Klavieren und Pflanzen. Bewegungsmelder lösen die präparierten Klavieren aus, sobald man sich den Instrumenten nähert – Melodiefragmente erklingen. Die Pflanzen, die zur Familie der Epiphyten zählen, entstammen den Herkunftsländern der Roma und ermöglichen es, deren Migrationsrouten in einer imaginären Skizze nachzuzeichnen. Als Pflanzen, denen der „Wirt“ nur als Verankerung dient, signalisieren die Epiphyten ein symbiotisches und synergetisches Verhältnis gegen jegliche Vorstellungen des Parasitären, Exotischen und Wilden, die als stereotype Vorurteile nach wie vor zur Ausgrenzung und Stigmatisierung der Roma dienen.
Emília Rigová (geb. 1980 in Trnava, Slowakei) studierte Skulptur an der Kunstakademie in Banská Bystrica (Department of Sculpture at the Academy of Arts in Banská Bystrica). Sie lehrt Skulptur, Multimedia und Intermedia an der Matej-Bel- Universität Banská Bystrica. Einzelausstellungen u. a. 2020 in der Kunsthalle Bratislava (?oha?i z Koni Ajlend) und 2018 im MuseumsQuartier Wien (Lost Identity), Teilnahme an der Biennale di Venezia 2019 (FUTUROMA), 2018 gewann Rigová, die auch als Kuratorin und Autorin arbeitet, den Oskár ?epan Award. [pge]

© Klaus Pichler, © mumok

© Klaus Pichler, © mumok
|