Die Schau zeigt die aus allen Einreichungen ausgewählten 24 Projekte der Shortlist. Besonders hervorgehoben sind dabei natürlich die sechs Preisträgerprojekte, die ausführlich in Text und Bild präsentiert werden.
Die Preisträger sind:
Niederösterreich:
Schulzentrum Gloggnitz - Bauherr: Stadt Gloggnitz / Bürgermeisterin Irene Gölles - Architektur: Dietmar Feichtinger Architectes
Der Neubau, gehalten im kompakten, quadratischen Grundriss von ca. 70 auf 70 Meter, umfasst Volksschule, Mittelschule, Polytechnikum und das Sonderpädagogische Zentrum. Die Erdgeschosszone ist konsequent raumhoch verglast, sodass PassantInnen unmittelbar Einblick in die Werkstatt-, Experimentier- und Technikräume haben, die hier untergebracht sind. Insbesondere die zentral gelegenen Sporthallen – eine Turnhalle, eine Kletterwand und ein Gymnastikraum –, auf die man stößt, sobald man das Gebäude betritt, ziehen BesucherInnen visuell und akustisch in ihren Bann. Die „offene Form“ unterstützt auch das dreidimensionale Raumfachwerk aus Stahl, das 30 Meter weit spannt, genauso wie die Clusterung der Klassenräume im ersten Obergeschoss jeweils um einen „Marktplatz“ – und diese wiederum um einen großen offenen Hof auf dem Dach, der zudem wunderbare Ausblicke in die Umgebung ermöglicht. Dazu belastbare Materialien wie Fichtenholz für die Innenräume (Lärche im Außenbereich), einfache Holzwolle für die Decke und zahlreiche Durchgänge oder -blicke entsprechen dem Anliegen der Gemeinde vielfältigen Austausch, Inklusion, Diversität und Nachhaltigkeit zu fördern.
Oberösterreich:
Auferstehungskapelle Straß (Attergau) - Bauherr: Kapellenverein Straß / Marianne Pachler - Architektur: LP architektur / Tom Lechner
Die Kapelle steht auf einem leichten Abhang, was genutzt wurde, um der Kubatur des Bauwerks eine fast natürlich erscheinende Überhöhung zu geben. Parallel wirkt die vertikale Holzlattenverkleidung profan. Der Innenraum wird seitlich betreten und orientiert sich nicht entlang der Längs-, sondern der Querachse. Die Sitzreihen entfalten sich in die Breite und rücken allesamt nah an den Altar heran. Auf Klarheit und keine Auratisierung wurde in der Gestaltung geachtet – der vertikale Rhythmus der Fichtenvollholzkonstruktion sowie die sekundäre Ordnung der horizontalen Latten bzw. Lamellen, die langgestreckten Sitzbänke aus Tannenholz, die eine räumliche Einheit mit dem Boden aus demselben Holz bilden, sowie die wenigen Einzelelemente, die exakt dort platziert sind, wo sie hingehören: Diese umfassen neben einigen filigran anmutenden Hängelampen vor allem eine antike Christusskulptur und einen grauen Sandsteinblock als Altar.
Oberösterreich:
Panoramalift Steyr - Bauherr: Stadtbetriebe Steyr / Peter Hochgatterer - Architektur: reitter architekten / Helmut Reitter (Innsbruck)
Diese Architektur balanciert zwischen Inszenierung und Bescheidenheit: Der Stahlbeton ist braungrau eingefärbt und hebt sich dadurch nur gering vom Felsen ab. Zugleich faltet sich eine Wand des Liftschachtes so zurück, dass das Herausfahren aus dem Felsen nach oben formal unterstrichen wird und die gläserne Kabine über dem Abhang zu schweben scheint. Auch der Aussichtssteg, der dem vertikalen Bauwerk als horizontaler Kontrapunkt zugefügt wurde, bleibt zurückhaltend, da der Cortenstahl als farbliche Ergänzung zum Beton wirkt. Nur den statischen Berechnungen von Ziviltechniker Peter Schwarz ist es zu verdanken, dass der Steg nicht nur nach vorne, sondern auch seitlich auskragt, ohne dass man sich über die Kräfte im Bauwerk bewusst ist.
Tirol:
Tiroler Steinbockzentrum - Bauherrschaft: Gemeinde St. Leonhard / Bürgermeister Elmar Haid - Architektur: ARGE Atelier Rainer Köberl / Architektin Daniela Kröss
Was auf den ersten Blick für einen ungewöhnlichen Holzbau gehalten werden könnte, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als vorgehängte Betonplatten mit rostrot-brauner Farbe und Textur. Das skulptural wirkende Bauwerk thront auf einem Plateau wie ein Steinbock, der ins Tal schaut. Drei Geschosse führen nach oben durch das Steinbockzentrum, bevor man über einen Stahlsteg barrierefrei zu den Gehegen der Steinböcke gelangt. Zunächst evoziert die polygonale Kubatur die Erwartung, über eine Art Raumtreppe nach oben gelangen zu können. Tatsächlich aber sind die einzelnen Geschosse konventionell aufgeschichtet, nur die großen, unterschiedlich gesetzten Fensteröffnungen relativieren diesen Eindruck.
Wien:
Sigmund Freud Museum - Bauherr: Direktorin Monika Passler / Sigmund Freud Privatstiftung; Daniela Finzi und Peter Nömaier - Architektur: Atelier Hermann Czech / ARTEC Architekten / Walter Angonese
Die Sanierung und Erweiterung des Museums um die ehemaligen Privaträume der Familie Freud zählen zu Recht zu den Bauherrenpreisträgern 2021. Vorab: Nichts ist rekonstruiert worden, kein Möbelstück wurde extra aus London zurückgeholt und teilweise sind nur Fragmente des früheren physischen Zustands wieder sichtbar gemacht worden. Gestaltet im herkömmlichen Sinne ist die Architektur der wissenschaftlichen Ausstellung. Dazu zählen einerseits die eigens entworfenen Vitrinen sowie Schautafeln, die historische Fotografien zeigen – so können damaliger und heutiger Zustand verglichen werden –, aber frei im Raum stehen und von den nur wenig berührten Räumen von Familie und Praxis getrennt sind. Andererseits zählen auch die Renovierung der Gründerfassade dazu, die Einrichtung eines neuen Foyers inkl. Café und Museumsshop sowie eine Reihe weiterer unsichtbarer Maßnahmen, die in erster Linie Klimatisierung und Sicherheitstechnik betreffen.
Wien:
VinziDorf 1120 Wien - Bauherr: Vinzenzgemeinschaft Eggenberg – VinziWerke / Pfarrer Wolfgang Pucher (Graz) - Architektur: gaupenraub +/- / Alexander Hagner, Ulrike Schartner
Das VinziDorf musste mit äußerst geringen finanziellen Mitteln auskommen und war auf private Spenden und ehrenamtliche Unterstützung angewiesen. So errichteten etwa SchülerInnen der HTL Mödling die Holzständerkonstruktionen der Wohnmodule. Die eingesetzten Materialen sind alle sehr kostengünstig, werden aber durch die Entwurfsentscheidung aufgefangen, die sieben Minihäuser mit jeweils zwei Wohneinheiten als dicht gedrängtes Ensemble an den Rand des Grundstückes zu schieben. Nichtsdestotrotz bleibt die Bebauung locker und jedes Hausmodul ist so gegenüber den anderen verschoben, dass das jeweils einzige Fenster und die jeweils einzige Tür jeder Wohnung nicht auf die Behausungen anderer BewohnerInnen gerichtet sind. [pge]

© Wiener Städtische Versicherungsverein / Richard Tanzer

© Wiener Städtische Versicherungsverein / Richard Tanzer
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