© Albertina Wien |
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Diese Ausstellung zeigt das Œuvre von Jakob Gasteiger (*1953) aus allen bisherigen Schaffensperioden. Das Werk des Österreichers ist durch eine besondere Reflexion des Malprozesses und der Malerei charakterisiert: Bei ihm geht es nicht um die Darstellung des Gesehenen oder offenkundig Wahrnehmbaren. |
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Es dominiert eine elementare Formensprache. Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird auf die Farbe, die Struktur von Linien und die daraus entstehenden Übergänge zwischen den Räumen gelenkt. Seine Bilder erzählen keine Geschichten, sie verweisen auf nichts als sich selbst – nur die reine Selbstbezogenheit ist ihnen gemein.
Dieser Minimalismus, dieser Hang zur Reduktion ohne konkrete Abbildung wirft viele Fragen auf. Und doch gelingt eine besondere Harmonie zwischen den Dimensionen. Diese hohe ästhetische Kompetenz macht Jakob Gasteiger seit Jahrzehnten zu einem der wichtigsten Vertreter der heimischen Gegenwartskunst mit internationaler Bedeutung.
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In den 1980er-Jahren ist der Salzburger ein Ruhepol inmitten der dominierenden neoexpressiven Malerei der Neuen Wilden: Der Analytiker ist Österreichs wichtigster Vertreter des „Radical Painting“.
Gasteiger ist darin ein Erbe des Minimalismus und dessen radikaler Verweigerung von ikonografischem Inhalt und symbolischer Bedeutung. Seine Kunst basiert auf der Tatsache, dass nur das, was man sieht, da ist, „What you see is what you see” (Frank Stella). Im Kämmen der Farbe, das tiefe Furchen im Pigment hinterlässt, steht Jakob Gasteiger in der Nachfolge Donald Judds, der der Farbe ebenfalls eine plastische Form gegeben hat, um in den Raum hinein zu wirken.
Die Strahlkraft der Bildobjekte Gasteigers macht jede Präsentation seiner Arbeiten zu einer„räumlichen“ Inszenierung. Jedes Werk hat seine eigene Ordnung und gibt dem Raum eineOrdnung. Gasteigers Bilder sind dezidiert durch ihren Farbwert, die Textur des Pigments, die Strukturierung der Oberfläche sowie durch die äußere Gestalt, das Format und die Stärke des Objekts bestimmt.
Ob Tondo, Quadrat, Hochrechteck oder schmales Querformat, ob scheibendünn oder ziegelstark, ob fein strukturiert mit scharfen Graten oder breit durchfurcht mit unregelmäßig ausgefransten Stegen, ob hochglänzend oder stumpf und matt, ob natürliche Pigmenten oder die Strahlkraft von Neonfarben, ob rektangulär oder in dynamischen Kurvaturen gekämmt: Gasteigers Analyse, welch unterschiedliche Wirkung die spezifische Ausformung jedes einzelnen Gestaltungsparameters erzielt, kennt keine Grenzen. Schon die besondere Konsistenz der Pigmente, die Jakob Gasteiger mit Kupfer oder Eisenoxyd, mit Glassand oder Aluminium mischt, verändert die Erscheinung des Bildobjekts.
Mit der Serie der Neonbilder erreicht die bis dahin verhaltene Monochromie seiner Bilder einen neuen Höhepunkt. Gasteigers jahrzehntelang unterdrückte Emotion beim Malakt bricht sich nun über das intensiv strahlende Farbpigment Bahn. Mit den jüngsten Neonfarbenbildern ist die koloristische Erscheinung des Pigments seiner strukturierten Oberfläche in ihrer Wirkung ebenbürtig: Sie ist per se expressiv wie die in der Gegenwartskunst gar nicht so seltene Gestalt der kreisrunden Scheibe. Gasteigers Bilder sind neutrale Projektionsflächen, offen für jede Empfindung des Betrachters. [pge]
© Albertina Wien
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