
© Padhi Frieberger |
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Padhi Frieberger (1931–2016), selbstproklamierter Außenseiter der österreichischen Kunstszene und Ein-Personen-Bewegung, fand in der Fotografie ein ideales Medium für seine vielgestaltige, Kunst und Leben vereinende Praxis. Diese Ausstellung zeigt mit mehr als 100 Fotoarbeiten die bislang umfassendste Präsentation dieses so bedeutenden Teils seines Gesamtwerks. |
von: 18.Dec 20
bis: 18.Apr 21
Fotomuseum WestlichtSchauplatz für Fotografie Westbahnstraße 40 1070 Wien, AT Tel: +43 (0)1 522 66 36 Email: info ::: westlicht. com http://www.westlicht.comÖffnungszeiten: Di - Fr: 14-19 Uhr
Do bis 21 Uhr
Sa, So, Fei: 11–19 Uhr
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Padhi Frieberger erfuhr erste künstlerische Impulse in der Nachkriegszeit, im Umfeld des Wiener Art- Club sowie der Avantgardebewegungen der Wiener Gruppe und der Aktionisten. Bis ins späte 20. Jahrhundert war er eine präsente Figur der Wiener Kunstszene(n). Abgesehen von seiner Mitwirkung als ekstatischer Trommler bei verschiedenen Musikformationen gehörte er jedoch nie einer Gruppierung an, sondern blieb ein kritischer Außenseiter, auch der Subkultur. Die Konventionen des Kunstbetriebs empfand Frieberger als vereinnahmend, was seinem Anspruch an Autonomie zutiefst widersprach. Stattdessen verfolgte er die Utopie der Avantgarde, Kunst in konkreter Lebenspraxis aufgehen zu lassen. Er verstand sich nicht nur als Pionier der Kunst, sondern auch als Vorreiter der Lebensführung, lehnte etwa Alkohol und Nikotin strikt ab, ernährte sich vegetarisch und benutzte für Wegstrecken wann immer möglich ein Fahrrad.
Bereits in den 1950er Jahren schuf er in Fortführung dadaistischer Montageverfahren eigenständige Assemblagen und Materialcollagen aus gefundenen Holz- oder Metall-Fragmenten, die auf Werke der Nouveaux Réalistes vorausweisen. Deren strukturelles Prinzip entwickelte er in viele Richtungen weiter. Etwa integrierte er Gebrauchsgegenstände, Schriftstücke und Bilder, in denen sich lebensweltlich-gesellschaftliche Realität widerspiegelte; aber auch malerische und plastische informelle Elemente, die teils die Ästhetik von Franz Wests Passstücken antizipieren. Aus Fotokopien, Zeitungsclips und ausgewählten Briefmarken collagierte, teils re-fotografierte Karten versandte er als Mail Art avant la lettre an Bekannte. Hier propagierte er Anliegen der Öko- und Friedensbewegung und nahm Bezug auf politische Debatten. Vor allem aber polemisierte er gegen „Pseudokünstler und Schaumschläger“. Eindringlich proklamierte er das wahre Künstlertum, wie er es etwa in Vincent van Gogh sah, und pochte auf dessen unhintergehbare Sensibilität, moralische Integrität und kompromisslose Authentizität, wozu auch ein asketisches Leben als Verkannter zählte. Frieberger selbst verkörperte und pflegte diesen Mythos erstaunlich überzeugend.
Die Fotografie nutzte er in unterschiedlichen Registern, wobei die Bandbreite von Porträts befreundeter Kunstschaffender und „straighten“ Aufnahmen seiner Lebenspartnerinnen wie - umgebungen, bis zu Subjektiver Fotografie und abstrakten Farb- und Materialstudien reicht. All dies fand fallweise Eingang in seine Montagen wie auch in seine Fotoinszenierungen, in denen Friebergers künstlerische Position ihr wohl fruchtbarstes Medium fand: einen auf mehreren Ebenen gestaltbaren Bildraum, in dem er seine überbordenden ästhetischen Anliegen verbinden, somit selbstbestimmt kontextualisieren und vermitteln konnte. Nach genauer Planung stellte er Arrangements zusammen, die in der fotografischen Aufnahme als künstlerische Artikulation und zugleich als Abbild ihrer authentischen Ursprünge gelten können: Tableaux, die immer auf die realen Lebenszusammenhänge des Autors verweisen, auch wenn sie nicht als Selbstporträts konzipiert waren. Dazu zählte beispielsweise seine Garderobe, aus der er Kostüme für Mitwirkende schöpfte.
Neben ihm selbst, als dem wichtigsten Protagonisten seiner Künstlerfotografie, finden sich in Friebergers Fotoinszenierungen häufig Kinder, die das Ideal von Kreation als spielerisch-ernsthafte Findung ideal darstellten. Poetisch gestaltete Szenarien entstanden durch subtile Interventionen an Bäumen, Heuballen oder ruinösen Wänden, die in den Fotografien erscheinen, als wären Kunst, Natur und alte Bausubstanz harmonisch gewachsen. Ebenso stellte er seine Fotos und noch häufiger seine Objekte in die niederösterreichische Landschaft, wobei er Umgebung und Kunstwerke auch durch Doppelbelichtungen verschmolz. Schlagworte schrieb er als integrale Bestandteile der Komposition auf passende (Wand)Flächen, womit sie als Werktitel vor jeder missverständlichen Transkription sicher waren. Anlässlich der Vorbereitung seines Nachlasses begann Frieberger schließlich, auch die Rahmung seiner Fotografien bis ins kleinste Detail festzulegen. Der überwiegende Anteil des von ihm definierten fotografischen Werkblockes wurde nach seinem Tod von der Fotosammlung OstLicht übernommen und wird nun erstmals ausgestellt. [pge]

© Padhi Frieberger

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