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Ausstellungsbericht
Wiener Fürstenfiguren - Gotische Meisterwerke des Stephansdoms
Sechs originale Statuen der Fassade des Stephansdomes besuchen wegen des Umbaus des Wien Museums das Schaudepot "Schatzhaus Mittelalter" im Prunkstall des unteren Belvederes, wo diese für diese Ausstellung wunderbar beschrieben, eindrucksvoll aufgestellt wurden.
Der Stephansdom im Zentrum Wiens ist das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt. Seine Ausstattung enthält mittelalterliche Werke der Steinmetzkunst von außerordentlicher Qualität. Die eindrucksvollsten Skulpturen, die berühmten Fürstenfiguren der Westfassade und des Hohen Turms, zählen zu den Hauptwerken des Wien Museums und sind österreichische Kulturgüter ersten Rangs.
Sie wurden im Zuge des Erweiterungsbaus unter Herzog Rudolf IV. dem Stifter geschaffen, der sich in dieser monumentalen Skulpturengruppe gemeinsam mit seiner Gemahlin, der Kaisertochter Katharina von Böhmen sowie seinen und ihren Eltern machtbewusst in Szene setzt. Kuratorin Veronika Pirker-Aurenhammer: „Wie kein anderer österreichischer Landesfürst vor ihm wusste der junge ehrgeizige Herzog die Bildkünste zur Selbstdarstellung zu nutzen. Die Fürstenfiguren von Sankt Stephan zeugen von Rudolfs großen Ambitionen, sich als Landesherr von Österreich mehr Geltung im Heiligen Römischen Reich zu verschaffen. Sie sind eine der ersten Beispiele von Bildnisstatuen, die einen aktuell regierenden Fürsten und seine Familie zeigen. Somit sind diese künstlerisch herausragenden Werke der Wiener Hofkunst auch in kulturhistorischer Hinsicht höchst bedeutend. “
Im Zuge der ersten großen Domrestaurierung wurden die wertvollen Skulpturen in den Jahren 1858 und 1870/71 durch Kopien ersetzt und dem Städtischen Museum übertragen. Heute sind sie Hauptwerke im Bestand des Wien Museums, das derzeit wegen Renovierung geschlossen ist. Aufgrund ihres fragilen Zustands werden sie kaum bewegt. Nun finden sie während der Renovierung des Wien Museums ein Quartier im Belvedere. Die beiden Museen nutzen diese Gelegenheit, die Figuren unter strengen restauratorischen Auflagen der Öffentlichkeit zu präsentieren und mit einer begleitenden Dokumentation entsprechend zu würdigen.
Über die Fürstenfiguren des Wiener Stephansdoms
Zwischen 1137 und 1160 wurde – damals noch außerhalb der Stadtmauern Wiens – eine dem heiligen Stephan geweihte große Kirche errichtet. Rund hundert Jahre danach wurde diese durch einen spätromanischen Neubau ersetzt, von dem bis heute die Westfassade mit dem Riesentor und den Heidentürmen erhalten ist. Der gotische Neubau dieses Doms begann 1304 mit der Errichtung des Albertinischen Chors, der um 1340 fertiggestellt war. Herzog Rudolf IV. dem Stifter legte im Jahre 1359 den Grundstein für den Erweiterungsbau von Sankt Stephan, der das Langhaus, den Südturm und die beiden doppelgeschossigen Westkapellen umfasste. Rudolf, 1339 in Wien geboren und 1365 in Mailand gestorben, regierte Österreich von 1358 bis 1365 und war einer der energischsten habsburgischen Herrscher. Zu seinen Verdiensten zählt neben dem Ausbau von Sankt Stephan unter anderem die Gründung der Wiener Universität.
Die Präsentation im Prunkstall umfasst sechs monumentale Figuren, die einst an der Westfassade und am Hohen Turm von Sankt Stephan standen und aus der Zeit des gotischen Erweiterungsbaus unter Rudolf IV. stammen. Die Skulpturen stellen drei Paare dar. Den thematischen Mittelpunkt bildet das Herzogspaar Rudolf IV. und seine Frau Katharina von Böhmen, denen die Elternpaare Herzog Albrecht II. und Johanna von Pfirt und der römisch-deutsche Kaiser Karl IV. und dessen Frau Blanche de Valois zugeordnet sind. Sie sollen die herrschaftliche Stellung und den hohen politischen Anspruch des Herzogs verdeutlichen, der sich in die Reihe seiner habsburgischen Ahnen und des in Prag residierenden kaiserlichen Schwiegervaters stellt. Die von ihm „erfundene“ Zackenkrone mit dem Bügel kennzeichnet ihn im Rang eines Erzherzogs, den er durch die Urkundenfälschung des Privilegium maius zu erringen trachtete. Künstlerisch bemerkenswert sind die sinnliche Präsenz und der lebensnahe Ausdruck der hochgewachsenen, modisch gekleideten Gestalten, die mit eleganter Beweglichkeit auf symbolträchtigen Löwen stehen.
Als Rudolf IV. nach siebenjähriger Regentschaft mit nur 25 Jahren verstarb, steckte der gotische Ausbau des Langhauses und des Südturms der Stephanskirche noch in den Anfängen. Daher muss offenbleiben, ob die Fürstenfiguren tatsächlich für die Standorte geschaffen wurden, an denen sie danach über Jahrhunderte platziert waren.