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Ausstellungsbericht
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Allan Sekula: Okeanos
Allan Sekula, Middle Passages, chapter 3, Fish Story
© Allan Sekula, Middle Passage, chapter 3, Fish Story, 1994 Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Collection, Photo: The Estate of Allan Sekula, 1994
  

Wie immer erwartet einen eine äußerst spannende Ausstellung im Augarten in der TBA21 im Augarten. Diesmal ist die monographischen Ausstellung dem künstlerischen Vermächtnis von Allan Sekulas (USA, 1951–2013) gewidmet. Ausgehend von umfassenden Werkgruppen aus der eigenen Sammlung präsentiert und kontextualisiert diese Schau die umfangreichen Recherchen und künstlerischen Arbeiten Sekulas zum Thema der Weltmeere, die den flächenmäßig größten Anteil an der fragilen und zunehmend gefährdeten Hydrosphäre darstellen.

  

von: 21.Feb 17
bis: 14.May 17


Thyssen-Bornemisza Art
Contemporary

Augarten
Scherzergasse 1a
1020 Wien, AT
http://www.tba21.org/

Öffnungszeiten:
Mi, Do 12–17 Uhr
Fr–So u. Fei 12–19 Uhr
Geschlossen am
Oster- & Pfingstmontag




Karten mit Ziel und
momentanen Standort anzeigen

Der Titel der Ausstellung referenziert aktuelle kritische, ökologische Denkmodelle, die der Erdgöttin Gaia eine zentrale Stellung einräumen. Ihr Sohn Okeanos herrschte der Sage nach über die Ozeane und Gewässer und repräsentiert als solcher das symbolische Gegenbild der land- und erdbezogenen wissenschaftlichen Diskurse über die Umwelt.

Seit den 1970er-Jahren untersuchte Sekula, der in der kalifornischen Hafenstadt San Pedro aufwuchs, in seinem künstlerischen und theoretisch-kritischen Werk die räumlichen und wirtschaftlichen Veränderungen, geopolitischen Strukturen und prekären Arbeitsverhältnisse, die auf den Ozeanen, im internationalen Schiffsverkehr und in industrialisierten Superhäfen vorherrschen. Als einer der Ersten beschrieb er die lange Zeit unbeachtete Funktion der ozeanischen Handelswege bei der Verteilung von Gütern und Waren in den zunehmend globalisierten Weltwirtschaftssystemen. Die Schifffahrtsbranche, ein vermeintliches Relikt der industriellen Revolution, bewegt heute mehr als achtzig, vielleicht sogar neunzig Prozent der weltweit erzeugten Verbrauchsgüter und nimmt somit nicht nur einen zentralen, sondern zugleich stark deregulierten und belasteten Schauplatz der Globalisierung ein. Sekulas analytische Beobachtungen und fotografische und filmische Aufzeichnungen des Seehandels, der Schiffsfahrt und der modernen Meeresräume dokumentieren die prekären sozialen Arbeitsbedingungen der in den maritimen Industrien arbeitenden Akteur_innen und zeigen eindringlich die Fragilität der ozeanischen Ökosysteme auf.



Vor seinem frühzeitigen Tod 2013, galt der Theoretiker, Fotohistoriker, Filmemacher und Pädagoge als wegweisende Figur und Vorreiter einer erweiterten, kritischen fotografischen Praxis. Sekulas umfangreiche und höchst politische Arbeit auf all diesen Gebieten zielt u.a. auf Fragen zur Bildwahrnehmung, des kritischen Realismus und Dokumentarismus sowie auf die Systematik und die Organisation von Archiven ab. Sein OEuvre stellt nachhaltig die Defizite der Dokumentarfotografie zur Diskussion und erinnert daran, dass „das Genre einiges zum Spektakel, zur retinalen Ermunterung, Voyeurismus, Terror, Neid und Nostalgie beigetragen hat, jedoch nur wenig zu einem kritischen Verständnis der sozialen Welt.” Sekulas kritische Interpretation der fotografischen Praxis und seine Aufmerksamkeit für die kontextuale Beschaffenheit des Bildes werden besonders in seinen großen, mehrteiligen Werkzyklen deutlich, deren Entstehung jahrelange Recherchen umfasst. Wie in nahezu allen seinen Arbeiten ergänzen einander essayistische Texte und Fotografien zu einem an philosophischen, historischen und literarischen Referenzpunkten reichen Werk. Diese breit angelegten Forschungsprojekte machen aus Sekulas Werk eine eingehende kulturhistorische Studie und ein umfangreiches Archiv der Meere, nicht nur weil sie komplexe wirtschaftliche, politische, gesellschaftliche und ökologische Zusammenhänge erfassen, sondern auch weil sie vermögen das Wissen über und das Verständnis der maritimen Räume an sich neu zu formen.



Die Ausstellung bringt eine breite Auswahl der bedeutendsten Werke des Künstlers zusammen. Eine zentrale Position in der Schau nimmt eine Auswahl von drei Arbeiten aus Sekulas Magnum Opus Fish Story (1988–95) ein. Dieses ausufernde, in neun Kapitel unterteilte und aus Fotografien und Texttafeln bestehende Werk untersucht die Transformation des maritimen Raumes und verfolgt Frachtabwicklung, Schiffsbau, Fischfang und Fischhandel in globalen Hafenstädten.

Einerseits stellt Fish Story eine „dokumentarische“ Interpretation des gegenwärtigen maritimen Raumes dar. Es wird die Frage gestellt, ob die „klassische“ Beziehung zwischen Land und Meer angesichts der zunehmenden „Rationalisierung“ durch die fortschreitende Entwicklung industrieller Methoden eine Umkehrung erfährt: Wird das Meer fest und das Land bewegt? Anderseits ist Fish Story eine „kunstgeschichtliche“ Allegorie auf das Meer als Gegenstand der Darstellung. Wie kommt es, dass das Meer vom Wahrnehmungs- und Vorstellungshorizont der Spätmoderne verschwindet? Sind aus diesem Verschwinden weiterreichende Lehren zu ziehen?



Darüber hinaus werden die beiden Filme Tsukiji (2001) und Lottery of the Sea (2006) gezeigt. Tsukiji beschreibt einen Tag auf einem großen Fischmarkt in Tokio und verfolgt die verschiedenen Verarbeitungsschritte, die der teuer gehandelte Tunfisch durchläuft – vom Einfrieren zum Schneiden und schließlich seiner Versteigerung. Lottery of the Sea hingegen verknüpft eine Vielfalt an unterschiedlichen Erzählsträngen, die in der griechischen Mythologie oder dem amerikanischen Kino wurzeln, und erforscht so die Geschichte und die Darstellung des Lebens auf See und den aktuellen Bedingungen der Seefahrt. Der Film thematisiert Adam Smiths vielzitiertes Konzept der “lottery of the sea”, welches das Seefahrtsleben mit dem Glücksspiel vergleicht und Besitz (Schiffe, Waren, etc.) dem menschlichen Leben gleichsetzt.



Die Schau bildet den Auftakt für ein Jahresprogramm mit Ausstellungen, Veranstaltungen, Gesprächen, einem Symposium und einer Filmreihe. TBA21 hat es sich zum Ziel gesetzt, während des Jahres der Ozeane die öffentliche Wahrnehmung unserer Meere und Küstengebiete, die eine essenzielle Komponente des weltweiten lebenserhaltenden Ökosystems darstellen, zu stärken. Sekulas Vermächtnis, seine pointierten Untersuchungen der prekären Realitäten des maritimen Raumes, dienen als eindringliche Fallstudien, die die Zusammenhänge der sich auf unseren Meeren ereignenden ökologischen, politischen und sozialen Urgenzen begreiflich machen.



Die Ausstellung knüpft an Recherchen und Praktiken der TBA21–Academy an, deren programmatischen Schwerpunkt die Ozeane und die ökologische Destabilisierung der Weltmeere darstellen. Als schwimmende institutionelle Plattform konzipiert, bringt die TBA21–Academy Denker_innen und Praktizierende aus verschiedensten Bereichen zusammen, um gemeinsam die dringlichsten ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Fragen der Gegenwart zu untersuchen sowie dynamische Lösungen angesichts des Klimawandels zu entwickeln. Die Ausstellung Tidalectics, kuratiert von Stefanie Hessler, zeigt ab Juni neue aus der Recherche und den Expeditionen der TBA21–Academy resultierende Arbeiten in dem TBA21–Augarten. Während des Sommers wird eine Reihe von Vorträgen und Performances die Ausstellung auf der von David Adjaye gestalteten ephemeropteræ-Bühne im Augarten aktivieren.

[pge]

Allan Sekula, Self-portrait
© Allan Sekula, Self-portrait (Lendo, 12-22-02) 2002 | 2003, Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Collection, Photo: The Estate of Allan Sekula

Allan Sekula – OKEANOS
© Allan Sekula – OKEANOS, Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, Vienna, 2017. Photo: Jens Ziehe | TBA21

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